2018 in Bonn ist das Jahr der Hitze und der Trockenheit. Der Fluß zieht sich in die Fahrrinne zurück und gibt weite Uferbereiche frei. Samen, die vielleicht schon seit Jahren im Schlamm liegen, keimen. Nun, am Ende des Sommers: Tomaten (Solanum lycopersicum), so weit das Auge reicht. Kräftige, gesunde Pflanzen, ohne Braunfäule oder Mehltau, mit Früchten in allen Formen - wenn auch noch nicht in allen Farben. Besonders üppig wachsen die Pflanzen rund um die Mündung der Kläranlage in den Rheinauen. Weitere Nachtschattengewächse gehören zu den Pionieren der Kiesbänke und Schlammflächen: Kapstachelbeeren (Physalis peruviana), der heimische schwarze Nachtschatten (Solanum nigrum), der raukenblättriger Nachtschatten (Solanum sisymbriifolium) - und wunderschöne Exemplare des Stechapfels (Datura stramonium). Mit etwas Geduld finden sich auch Melonen, Wassermelonen und Kürbisse - siehe Fotos im entsprechenden Beitrag.
Woher kommen all diese Gemüsepflanzen? Sind die Samen der Tomaten und Melonen als Picknickreste am Ufer geblieben? Stammen sie aus bei Hochwasser überfluteten Schrebergärten entlang des Rheins zwischen Basel und Bonn? Werfen die Frachtschiffe ihre Küchenabfälle über Bord? Kommen die Samen trotz Filter über die Kläranlagen ins Wasser - oder sind Mischabwassersysteme die Ursache, durch die bei starkem Regen ungeklärtes Abwasser in die Gewässer gelangt? Und: Wie bleiben die Samen in solchen Mengen und über Monate oder Jahre im Wasser oder im Schlick des Rheinufers keimfähig? Untersuchungen der Universität Düsseldorf zeigen, dass Tomatensamen auch nach Frost noch keinem können - und dass die wilden Tomatenpflanzen in Zeiten wärmerer Sommer und längerer Vegetationsperioden reife Früchte bilden:
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0367253005701353. Vielleicht sind die Tomaten also schon längst eigenständig geworden.
Heimischen Pflanzen (und ein paar weitere Neophythen) der Ufer-Pflanzengesellschaft finden sich im Beitrag Flußknöterichgesellschaft.