Bei Wanderungen und Spaziergängen am Rheinufer ist sie im Sommer nicht zu übersehen. Brennessel und Beifuß, Hopfen und Clematis, Osterluzei, Rainfarn, Goldrute, Vogelwicke, Gräßer, junge Weiden und Ahorne sind überzogen mit roten, gelben oder weißen dünnen Stängeln, an denen kleine weiße Blütenbüschel sitzen: Die Seide (Cuscuta sp.) hält sie umschlungen - sehr sprechend sind die deutschen Bezeichnungen Teufelszwirn oder Hexenseide.
Die Seide ist ein Vollschmarotzer, bildet also kein Chlorophyll mehr und ist vollständig auf die Versorgung durch einen Pflanzenwirt angewiesen. Sie hat gar keinen Bodenkontakt, sondern bildet an ihren Stängeln Saugorgane (Haustorien) aus, mit denen sie direkt in den Sproß des Wirts eindringt. Bei Voll- und Halbschmarotzerpflanzen aus der Familie der Sommerwurzgewächse ist das anders: Dort werden Wurzeln gebildet und die Saugorgane docken an den Wurzeln des Wirts an. Bonner Wissenschaftler untersuchten die Cuscuta-Arten und ihre Wirtsbindung am Mittelrhein: Von den drei hier vorkommenden Arten (C. europaea, C. gronovii und C. lupuliformis) weist die heimische Nesselseide (C. europaea) das breiteste Wirtsspektrum auf.