Manche Pflanzen machen es sich leicht: Sie zapfen mit ihren Wurzeln die Wurzeln oder den Spross anderer Pflanzen an und versorgen sich so mit Nährstoffen und Wasser (Halbschmarotzer) - oder darüber hinaus auch noch mit Zucker (Vollschmarotzer). Dafür begeben sie sich in eine enge Abhängigkeit von einer oder mehreren Wirtspflanzen. Das Ganze hat sich in einigen wenigen Pflanzenfamilien entwickelt; besonders häufig sind beide Lebensformen in der Familie der Sommerwurzgewächse (Orobanchaceae) anzutreffen.
Während die Halbschmarotzer noch über Chlorophyll verfügen, haben die Vollschmarotzer keines mehr und beziehen allen Zucker von ihrer Wirtspflanze. Der Mechanismus, mit dem die Schmarotzer aus der Familie der Sommerwurzgewächse ihren Wirt anzapfen, ist derselbe: sie bilden Saugorgane (Haustorien), nachdem ihre Keimwurzel in eine passende Wirtswurzel eingedrungen ist. Über diese Saug-organe stehen nun Wasser, Nährstoffe und, bei den Vollparasiten, auch Zucker, direkt zur Verfügung. Molekularbiologische Untersuchungen wie die von McNeal et al. zeigen, dass Parasitismus ein einziges Mal in der Familie der Sommerwurzgewächse entstanden ist, dass sich jedoch vollparasitische Gattungen insgesamt drei Mal aus halbparasitischen Gattungen entwickelt haben.
Bei Vollschmarotzern aus der Pflanzengattung Cuscuta, die in der Ufervegetation des Rheins häufig vorkommt, verzichtet die Pflanze ganz auf Bodenhaftung, sie bildet keine Wurzeln aus, sondern dringt mit ihren Saugorganen direkt in den Sproß der Wirtspflanze ein.
Pflanzen aus der Gattung Orobanche und Phelipanche sind in der Landwirtschaft gefürchtet. Die unten abgebildete Verzweigte Sommerwurz, Phelipanche ramosa, befällt ein breites Spektrum von landwirtschaftlich wichtigen Kulturpflanzen wie Tomaten, Tabak, Raps und Hanf. Mit chemischen Mitteln ist die Pflanze nur schwer zu bekämpfen, zu eng ist die Verbindung mit ihrem Wirt.