Platterbsen & Mörtelbiene

Lathyrus latifolius, die Breitblättrige Platterbse, wird in meinem Garten von zwei Wildbienenarten besucht: der Platterbsebmörtelbiene Megachile ericetorum und der Holzbiene Xylocopa violacea. Vereinzelt versuchen sich auch Hummeln daran, die Blüte zu öffnen, häufige Besucher sind sie jedoch nicht.

Nach der Lektüre einer Studie von Christian Westerkamp zur engen und spezifischen Interaktion zwischen Lathyrus latifolius und Megachile ericetorum wundert mich diese Beobachtung nicht mehr: Bei Lathyrus wird, noch in der Blütenknospe, der blüteneigene Pollen auf eine unterhalb der Narbe liegende Griffelbürste entleert, und von dort aus wird der Pollen von Megachile ericetorium am Bauch aufgenommen - es handelt sich um eine sekundäre Pollenpräsentation. Die Blüte ist asymmetrisch aufgebaut und die "legitimen" Besucher, also diejenigen, die beim Blütenbesuch bestäuben und sich nicht Nektar oder Pollen am eigentlich vorgesehenen Bestäubungsweg vorbei besorgen, müssen die Blüte vom linken Flügel her besuchen, damit der Griffel die Biene von rechts unter dem Hinterleib passieren kann. Der Griffel trägt an seiner Spitze die Narbe, die von der Biene zunächst berührt wird, dann folgt die Griffelbürste, die den Pollen enthält und an die Bauchbürste der Biene abgibt. Gut sichtbar ist der aus der asymmetrischen Blüte herausragende und den Hinterleib der Biene umfassende Griffel auf diesem Foto. Das Öffnen der Blüte erfordert laut Westerkamp viel Kraft, und neben dem Hauptbestäuber Megachile ericetorum besuchen nur andere Megachilearten sowie die Holzbiene die Blüte legitim, also bestäubend. Bei der deutlichen größeren Holzbiene positionieren sich Griffel und Griffelbürste höher, zwischen Kopf und Thorax (Bild unten links). Megachile ericetorum ist auf Schmetterrlingsblütler spezialisiert, nutzt jedoch als Nektarquelle auch Lippenblütler wie den Wollziest (Bild unten Mitte), der in meinem Garten zwischen den Platterbsen wächst. Die auf Megachile ericetorum parasitierende Kuckucksbiene ist die Goldkegelbiene, Coelioxys aurolimbata. Eine Kegelbiene konnte ich bislang nur im Botanischen Garten in Bonn auf einer Skabiosenblüte beobachten (Bild unten rechts): Da sich die Arten der Gattung sehr ähnlich sehen, wage ich keine Artzuordnung.